Test: SIG Sauer P226 ZEV in 9x19 mm mit Leuchtpunktvisier ROMEO1Pro
Die SIG Sauer P226 ist eine klassische Dienstpistole mit Aluminiumlegierungsrahmen aus der Zeit der frühen 1980er Jahre, die längst von moderneren Dienstpistolen mit Polymerrahmen und Schlagbolzensystem wie der hauseigenen SIG Sauer P320 abgelöst wurde. Dennoch hat das P226 immer noch eine treue Anhängerschaft. Mit der neuen P226 ZEV kommt nun ein aktualisierter Vertreter der „alten Schule“ mit Single-Action-Only-Abzug, vormontiertem Rotpunktvisier und weiteren Extras über den „großen Teich“. Was das für Extras sind und was der moderne P226 ZEV zu bieten hat, erfahren Sie im folgenden Artikel.
Sicherlich ist die aktuellere P320 eine äußerst erfolgreiche Dienstpistole im Militär- und LE-Bereich; Immerhin gewann SIG Sauer damit vor sechs Jahren mit der M17 Full Size und der M18 Compact den „Modular Handgun System“ (MHS)-Wettbewerb der US-Armee (darüber berichteten wir hier). Aber auch im Zeitalter der technologischen Vorgänger in Form der typischen „Wondernines“, also hammergefeuerter Dienstpistolen mit Aluminiumrahmen wie der Beretta 92 FS oder der Smith & Wesson 5906, war die SIG Sauer P226 ein echter Gewinner. Dabei ist zu bedenken, dass der Österreicher Gaston Glock damals mit seiner G17-Dienstpistole bereits mit von der Partie war und der Zeit voraus war, denn erst heute gelten Polymerrahmenpistolen als anerkannter Goldstandard.
SIG Sauer USA wirbt für die klassische P226-Familie und weist darauf hin, dass es sich um die Dienstpistole der US Navy SEALs handelt (jetzt neben der Glock G19). Das stimmt und stellt nur die Spitze des Eisbergs dar, denn die Liste der offiziellen Nutzer liest sich wie ein „Who is Who“ der Elite-Institutionen und -Einheiten. Denn neben den Navy SEALs nutzten auch das Federal Bureau of Investigation (FBI), die Drug Enforcement Administration (DEA), der britische Special Air Service (SAS) oder der Secret Service und die Texas Rangers den Klassiker mit schweizerisch-deutschen Wurzeln . Die Umstellung des Pistolenrahmens von Aluminium auf Polymer brachte auch eine Änderung der Schussmechanismen mit sich. Das einst beliebte Hammerfeuersystem mit seinem typischen Wechsel vom ersten Schuss (langer Weg, hohes Abzugsgewicht) zu den Folgeschüssen (kurzer Weg, geringeres Abzugsgewicht), der mehr Training erforderte, wich dem Schlagbolzenfeuer Action mit gleichbleibenden Eigenschaften vom ersten bis zum letzten Schuss.
Die neue SIG Sauer P226 ZEV, die wir vor uns haben, ist wahrscheinlich das krasseste Facelift der ursprünglichen Dienstpistole; denn es wurde tief in die Grundgestaltung eingegriffen. Die bewährte DA/SA-Abzugskombination mit sicher bedienbarem und unabhängigem Entspannhebel hat viele Dienstwaffen inspiriert. Beim P226 ZEV, der vom renommierten US-amerikanischen Tuner ZEV Technologies aus Centralia, Washington, überarbeitet wurde, wich der Double-Action-Abzug einem Single-Action-Abzug in Kombination mit einer doppelseitigen Daumendrehsicherung im Stil von 1911, sodass z Bei den Polymer-Dienstpistolen bleibt die Abzugscharakteristik vom ersten bis zum letzten Schuss gleich, obwohl dies technisch gesehen eigentlich ein Rückschritt ist. Wie dem auch sei, die Idee, einen Single-Action-Abzug in die P220/P226-Plattform zu integrieren, ist auch nicht wirklich neu. Schließlich wurde dieser Schritt bereits 2004/2005 bei den deutschen Modellen P226 X-Five/X-Six sowie bei den US-Modellen P220 Legion und P226 Legion vollzogen.
In typischer ZEV-Manier erhielt der mattschwarz beschichtete Edelstahlschlitten Schnitte an den Seiten sowie ornamentale Fräsarbeiten, die sich auf der Oberseite des Schlittens fortsetzen. Diese Fräsungen sind jedoch nicht nur dekorativ, sondern dienen auch als Verzahnung zur Waffenmanipulation. Der Lauf wurde auf 5" (127 mm) verlängert, hat halbkugelförmige Fräsungen auf der Oberfläche und ein Mündungsgewinde, das über die Vorderseite des Verschlusses hinausragt. Das Gewinde kann zur Montage eines Kompensators oder Schalldämpfers verwendet werden. Ansonsten ist es geschützt durch eine markante Gewindekappe, die auch bei den ZEV OZ 9-Pistolen zu finden ist. Der Leichtmetallrahmen mit verlängertem Beavertail und Montageschiene zur Befestigung von Pistolenlichtern oder Licht-Laser-Modulen am Staubschutz ist mit G-10-Griffschalen ausgestattet, die ausreichend Halt bieten Griff mit ihrer sechseckigen Oberflächenstruktur. Das gerade, breite Abzugszüngel mit minimaler Krümmung an seinem Ende bietet eine sehr gute, wiederholbare Kontaktfläche für den Abzugsfinger. Das gemessene Abzugsgewicht betrug etwa 1.500 Gramm mit einem leichten Kriechen vor dem Auslösen.
Eine modernisierte P226 im Jahr 2023 verfügt auch über ein Leuchtpunktvisier. Das SIG Sauer Electro Optics ROMEO1PRO Mini Red Dot Sight (MRDS) thront in der entsprechenden Aussparung auf der Oberseite des Schlittens. Auch wenn man hier eine Zwangsheirat eingehen muss, ist es keineswegs eine schlechte Wahl, denn es verfügt über ein vorteilhaft großes Fenster mit kreisförmigem 3-MOA-Punkt sowie eine saubere Klickverstellung. Darüber hinaus ist die Optik als „Toploader“ ausgelegt, sodass der Akkuwechsel ohne Ausbau des MRDS möglich ist. Die Eisenvisiere bestehen aus einer kreuzverzahnten, seitlich abdriftbaren Kimme mit entsprechendem Korn mit rotem Fiberglasbalken. Es ist einfach schade, dass es nicht mit dem hauseigenen Leuchtpunktvisier „zusammenarbeitet“. Die drei mitgelieferten Stahlblechmagazine fassen jeweils 15 Patronen. Kleinere Mängel, die uns bei unserer sorgfältigen Prüfung auch am Endoskop aufgefallen sind: kleinere Bearbeitungsspuren am Drallprofil des Laufs und ein umlaufender Grat auf der Verschlussseite des Schlagbolzenkanals.
Modell:
SIG Sauer P226 ZEV
Kaliber:
9mm
Magazinkapazität:
15 Runden
Rahmen:
Aluminium, schwarz beschichtet
Gleiten:
Edelstahl, schwarz beschichtet
Lauflänge:
127 mm
Visier:
3,5 mm Kerbe, kreuzverzahnt, seitlich austreibbar
Frontansicht:
2,85 mm, mit rotem Glasfasereinsatz
Sichtradius:
172 mm
Sicherheit:
Daumensicherung auf beiden Seiten des Rahmens
Abzugsgewicht:
ca. 1.500 g (SAO)
Abmessungen (L x B x H):
225x44x159 mm
Gewicht:
966 g
Extras:
SIG Sauer ROMEO1PRO Rotpunktvisier bereits vormontiert, Hartschalenkoffer mit 2 Ersatzmagazinen
Preis (UVP in Deutschland):
3.509 Euro
Im Land herrscht nach wie vor Munitionsknappheit, daher haben wir uns für die Genauigkeitsprüfung mit acht Fabrikmunitionsladungen von 95 bis 140 Grains zufrieden gegeben (Ransom Rest-Schießmaschine auf 25 m mit 10 Schuss pro Ladung). Zur besseren Beurteilung der Ergonomie und des Schussverhaltens der P226 ZEV wurden einige dynamische Übungen hinzugefügt, bei denen die ROME1PRO ihre bereits genannten Vorteile noch einmal eindrucksvoll unter Beweis stellen konnte. Die beste 10-Schuss-Gruppe aus der Schießmaschine lieferte die Norma 124-Korn Safeguard mit einem Durchmesser von 38 mm. Es folgte das leichte 95-Korn-Magtech JSP mit 49 mm, das den Lauf mit einem großen Feuerball hinterließ. Den dritten Platz belegte das GECO 124-Korn Hexagon mit 55 mm. Der Durchschnitt aller Belastungen betrug 65 mm. Es gab keine Störungen zu beanstanden. Im Praxisteil ist uns aufgefallen, dass sich der Schiebeverschluss aufgrund der groß dimensionierten Sicherungshebel nicht mehr mit dem Daumen bedienen lässt. Das bedeutet, dass Sie den Verschlussfanghebel mit der anderen Hand aus seiner „Stopp“-Position bewegen müssen. Inwieweit dies wirklich störend ist, hängt vom Einsatzzweck und den persönlichen Vorlieben ab.
Alles in allem kostet die neue SIG Sauer P226 ZEV im 9-mm-Kaliber mit Single-Action-only-Abzugssystem und ansprechendem Design inklusive Leuchtpunktvisier ROMEO1PRO und drei Magazinen satte 3.509 Euro. Wenn man den Preis des ROMEO1PRO abzieht, der bei 729 Euro liegt, ist diese Kombination wahrscheinlich für den ambitionierteren P226-Fan geeignet.
Weitere Informationen zum P226 ZEV finden Sie auf der Website von SIG Sauer.